Samstag, 8. November 2014

Heimat ist kein Ort, sondern ein Gefühl

Heimat ist für mich, auf der Neckarmauer zu sitzen. Meinen Fake-Fairtrade-Cappuccino zu schlürfen und das Spiegelbild der pittoresken Hausfassade auf dem Neckar zu sehen. 

Heimat ist für mich, die enge Neckargasse hoch zu stapfen, vorbei an den beiden Eisdielen, dem Chocolatier und dem allzu komischen Seifenladen.  

Heimat ist für mich, wenn sich die großen Tore der Altstadt auf dem Marktplatz endgültig öffnen. Wo Studenten vor der Stiftskirche ein Plastikschwein aufgebaut haben, um sich für die Schweine dieser Welt einzusetzen. Wo, nur zehn Meter daneben, drei junge Araber mit stereotypsichem Vollbart für den Islam werben und im Hintergrund ein Hippie für den Weltfrieden seine Gittare zupft.  

Heimat ist für mich, wenn ich weiterflaniere, durch die all die engen Gassen und über den Rathausplatz, wo junge Mütter bei einem Mango-Pfirsich-Johannisbeer-Smoothie über Mode reden und alte Radfahrer bei einem kühlen Bier über Boris Palmer schimpfen. 

Heimat ist für mich, im weichen Ledersessel des "Osiander" zu versinken, um eineinhalb Stunden in das neue Buch von Ken Follett "reinzulesen". 

Heimat ist für mich, beim "Kalender" Halt zu machen, um mich mit meinem Falafel am Ende des Tages wieder auf die Neckarmauer zu setzen. 

Heimat ist für mich hineinzubeißen, wenn Tübingens Herbstsonne langsam untergeht.







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